10.01.2010 10:10 Alter: 14 yrs
Kategorie: Außenwirtschaft
Von: Rechtsanwalt Stefan Dinkhoff

Linkliste U.S.-(Re-)Exportkontroll- und -Embargorecht

Im Folgenden sollen einige in der Praxis wichtige Web-Links wiedergegeben und kurz erläutert werden:

1. Wesentliche zuständige Behörden
1.1 Bureau of Industry and Security (BIS)

> angesiedelt beim Department of Commerce
(= Handelsministerium)
> implementiert und administriert die Export Administration Regulations, EAR
> Handel mit Dual-Use-Gütern und bestimmten weniger sensiblen militärischen Gütern (sog. 600er-Güter)
     www.bis.doc.gov

1.2 Office of Foreign Assets Control (OFAC)
> angesiedelt beim Department of the Treasury
(= Finanzministerium)
> implementiert und administriert die gg. Staaten und Personen gerichteten Wirtschafts- und Handelssanktionen (Embargos) gemäß dem Trading with the Enemy Act (TWEA) und dem International Emergency Economic Powers Act (IEEPA)
     www.treasury.gov

1.3 Directorate of Defense Trade Controls (DDTC)
> angesiedelt beim Department of State
(= Außenministerium)
> implementiert und administriert den Arms Export Control Act (AECA), die International Traffic in Arms Regulations (ITAR) inkl. der U.S. Munitions List (USML)
> Handel mit militärischen Gütern
     www.pmddtc.state.gov

2. Rechtsgrundlagen
2.1 Ausführungsbestimmungen
• Im Electronic Code of Federal Regulations (e-CFR) (https://www.ecfr.gov) sind die maßgeblichen von den Bundesbehörden erlassenen “Regulations“ (= Ausführungsbestimmungen) in konsolidierter Form sehr aktuell, mit nur wenigen Tagen Verzug, abrufbar.
• Diese Ausführungsbestimmungen werden ursprünglich im Federal Register veröffentlicht, ebenso wie Änderungen derselben (und die unten unter 2.2 erwähnten Executive Orders).

e-CFR Title 15 > Subtitle B > Chapter VII > Subchapter C: EXPORT ADMINISTRATION REGULATIONS (EAR)
> konsolidierte Export Administration Regulations, EAR bzgl. Dual-Use-Güter und einiger weniger sensibler militärischer Güter
     www.ecfr.gov/cgi-bin/text-idx
> die EAR betreffende Rechtsänderungen (Federal Register Notices)
     www.bis.doc.gov/index.php/regulations/federal-register-notices

e-CFR Title 31 > Subtitle B > Chapter V: OFAC, DEPARTMENT OF THE TREASURY
> konsolidierte Embargos des Office of Foreign Assets Control (OFAC)
     www.ecfr.gov/cgi-bin/text-idx
> “Recently Published Documents“ des OFAC (Federal Register Notices)
     www.federalregister.gov/agencies/foreign-assets-control-office

e-CFR Title 22 > Chapter I > Subchapter M: INTERNATIONAL TRAFFIC IN ARMS REGULATIONS
> konsolidierte International Traffic in Arms Regulations, ITAR bzgl. militärischer Güter
     www.ecfr.gov/cgi-bin/text-idx

2.2 Förmliche Gesetze und Executive Orders
Die “Regulations“ (= Ausführungsbestimmungen) beruhen ihrerseits auf bestimmten Rechtsgrundlagen. Insbesondere bei der Anwendung der Länderembargos sind diese zusätzlich in den Blick zu nehmen. Hier sind als Rechtsgrundlagen insbesondere zu nennen:

  • Vom Kongress verabschiedete förmliche Gesetze (Acts, Statutes).
  • Die in Form sog. Executive Orders ergehenden Ausführungsanordnungen bzw. Dekrete des U.S.-Präsidenten (Mittelposition zwischen Acts/Statutes und Regulations: Sie beruhen auf Acts/Statutes und werden oft auch in Regulations umgesetzt).
  • Zusätzlich zu diesen Rechtsgrundlagen kann das OFAC auch Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UNSCRs) umsetzen.

Das OFAC hat die insoweit maßgeblichen Rechtsgrundlagen als “Sanctions Programs and Country Information“ zusammengefasst unter:
     www.treasury.gov/resource-center/sanctions/programs/pages/programs.aspx

Die Informationen zum U.S.-Iran-Embargo liegen bspw. unter:
     www.treasury.gov/resource-center/sanctions/Programs/pages/iran.aspx

3. U.S.-Sanktionslisten
Consolidated Screening List (CSL) Search Engine: konsolidierte U.S.-Sanktionsliste, welche die wichtigsten Listen der U.S.-Behörden in Bezug auf Beschränkungen für bestimmte Exporte, Re-Exporte oder Transfers von Gütern in einer Liste zusammenfasst:
CSL Search Engine: www.export.gov/csl-search

4. BIS-Antragstellungen
Die “Exporter Web Application SNAP-R“ des BIS eröffnet die Möglichkeit, Lizenzanträge und Klassifizierungsanträge (sog. Commodity Classification Requests) beim BIS zu stellen (Simplified Network Application Process [SNAP], seit 2008).
SNAP-R ist nur
•    nach Freischaltung eines aktiven Benutzerkontos und
•    Erlangung einer Firmenidentifikationsnummer (Company Identification Number, CIN)
nutzbar. Das BIS hat ein Online Registrierungssystem zur Erlangung der CIN und des Benutzerkontos implementiert.
Das BIS ermöglicht es auch Dritten, Anträge im Auftrag von Exporteuren und Re Exporteuren über einzureichen. Damit Dritte berechtigt sind, elektronische Einreichungen bei SNAP R vorzunehmen, müssen sie über eine Vollmacht (Power of Attorney) des CIN Inhabers verfügen. Der Dritte muss die CIN von dem (Re )Exporteur erhalten, in dessen Namen er Anträge stellt. Wenn der (Re )Exporteur noch keine CIN hat, muss er diese erlangen. Jedes Unternehmen, das bereits einen Antrag beim BIS gestellt hat, verfügt bereits über eine vom BIS vergebene CIN.
SNAP R Zugang: snapr.bis.doc.gov
Wesentliche Informationen dazu: www.bis.doc.gov/index.php/licensing/simplified-network-application-process-redesign-snap-r

5. OFAC-Antragstellungen
Antragstellung beim OFAC im Hinblick auf "License Applications":
     licensing.ofac.treas.gov/Apply/Introduction.aspx

Die Nutzung ist ohne Zugangsdaten möglich. Das System generiert je nach "Applications Type" unterschiedliche Folgeseiten:
Applications Type: Die erste Auswahl liegt regelmäßig in "Application for a specific license or interpretive guidance in all other circumstances".
Man kann auch als Dritter in Vertretung für den Antragsteller mit dem OFAC korrespondieren (notw.: "Power of Attorney"). Das OFAC definiert entsprechend:
Applicant
The party on whose behalf a license, a license amendment, or interpretive guidance request is submitted.
Correspondent
The party submitting the request, on behalf of themselves or someone else, for a license, a license amendment, or interpretive guidance.
Eine "Previous License Number" liegt bei Erstbeantragungen naturgemäß noch nicht vor. Die "Previous License Number" wird dem Antragsteller in dem Bestätigungsschreiben (Acknowledgment Letter), das als Reaktion auf den Antrag erstellt wird, zur Verfügung gestellt. Die "Previous License Number" ist daher auch nicht mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet, ist also keine notwendige Angabe ("All required fields are marked by a red asterisk: *").
Die "Applicant Reference ID" ist das Aktenzeichen des Antragstellers.
Das weitere aus vier Schritten bestehende Menü ist weitgehend selbsterklärend.

6. Classification Information Table des BIS, in dem Unternehmen aufgeführt sind, die freiwillig Informationen für Dritte bereitgestellt haben:
     www.bis.doc.gov/index.php/licensing/commerce-control-list-classification/publicly-available-classification-information

7. Verschärfung der 50%-Rule in 2014 durch neue Licensing Guidance des OFAC:
     www.treasury.gov/resource-center/sanctions/Documents/licensing_guidance.pdf

Verfasser: Rechtsanwalt Stefan Dinkhoff